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Ehrenamt 

Ulrike Weitzel  beim Karlsempfang 2025 geehrt

Bereits zu Beginn des Abends machte Claus deutlich, dass ihm die Vorbereitung seiner Rede diesmal besonders schwergefallen sei. „Mit Optimismus auf die Zukunft Ingelheims zu blicken, ist mir nicht schwergefallen. Doch beim Blick auf das Weltgeschehen sieht das leider anders aus“, erklärte er. Er stellte die Frage, ob angesichts der aktuellen globalen Entwicklungen nicht festzustellen sei: „Die Welt ist aus den Fugen geraten.“ Besonders der gesellschaftliche Zusammenhalt leide darunter, und auch die Demokratie sei zunehmend gefährdet.

Kritische Worte zu aktuellen politischen Entwicklungen

Der Oberbürgermeister nahm in seiner Ansprache auch Bezug auf die jüngsten Geschehnisse im Bundestag. Er betonte, dass es selbstverständlich sei, dass politische Führungspersönlichkeiten in Wahlkampfzeiten ihre Vorstellungen zur Asylpolitik äußern. Viele Menschen erwarteten von der Politik spürbare Veränderungen in diesem Bereich. Jedoch habe die unzureichende Zusammenarbeit verschiedener Behörden auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene bei der Umsetzung bestehender Regelungen zu einem weit verbreiteten Gefühl des Staatsversagens geführt.

Besonders kritisch bewertete Claus die jüngste Abstimmung im Bundestag zur Asylpolitik. Er warnte vor den langfristigen Konsequenzen für die Demokratie und betonte, dass ein ernsthafter Dialog und tragfähige Kompromisse in der demokratischen Mitte zielführend gewesen wären. „Ein Diskurs, der von Extremen bestimmt wird und in dem Emotionen die Fakten überlagern, kann keine guten Ergebnisse liefern“, so Claus.

Bürgerschaftliches Engagement als Grundpfeiler der Stadtgesellschaft

Nach diesen kritischen Betrachtungen wandte sich der Oberbürgermeister den aktuellen kommunalpolitischen Themen zu. Stadtplanung, Wohnungsbau und der Flächennutzungsplan 2024 standen dabei im Mittelpunkt. Abschließend bedankte sich Claus bei den zahlreich anwesenden engagierten Bürger*innen: „Ihr Einsatz ist das Fundament eines funktionierenden und widerstandsfähigen städtischen Gemeinwesens.“

Mit der feierlichen Ehrung von Ulrike Weitzel mit dem Preis „Kleiner König“ für besonderes bürgerschaftliches Engagement fand der Abend einen würdigen Höhepunkt und unterstrich die Bedeutung des Ehrenamts für das soziale Miteinander in Ingelheim.

Würdigung für langjähriges Engagement

Ulrike Weitzel wurde 1950 in Ingelheim als jüngste von drei Schwestern geboren. Ihre Eltern betrieben die Drogerie Genheimer, in der sie auch ihre Ausbildung zur Drogistin absolvierte. 1974 heiratete das Nieder-Ingelheimer „Mädsche“ einen Ober-Ingelheimer „Bub“ und feierte im vergangenen Jahr Goldene Hochzeit.

Ihr ehrenamtliches Engagement begann 1989 als Leiterin der Kinderturngruppe der Turngemeinschaft TG 1847. Seit 1992 führt sie die Gymnastikgruppe der Mittwochsgruppe der TG 1847 und leitet zudem seit 2000 eine Walking-Gruppe. Über 25 Jahre hinweg engagierte sie sich im Seniorenheim „Im Sohl“ und führte dort vier Gruppen mit „Gymnastik im Sitzen“. Seit 2009 ist sie zudem aktive Sängerin im Telemann-Chor Ingelheim.

Aber das besondere Herzensprojekt von Ulrike Weitzel ist die „Pladdebuzzer Kaffestubb“. 1993 entstand die Idee, in Ingelheim eine Kaffeestube für Nichtsesshafte zu organisieren. Bei Pfarrer Huber in der Versöhnungskirche in Ingelheim-West stieß man auf offene Ohren und fand Räumlichkeiten für das Projekt. Leider wurde der Standort aufgrund seiner Entfernung zum Stadtzentrum und Bahnhof nicht gut angenommen und man begab sich wieder auf die Suche nach einem zentraleren Ort. Nach intensiver Suche fand sich mit Unterstützung von Pfarrer Fellechner ein geeigneter Standort im evangelischen Gemeindehaus in der Binger Straße 13. Seitdem bietet die Einrichtung wohnungslosen Menschen im Winterhalbjahr einen geschützten Ort mit warmen Mahlzeiten, Wasch- und Duschmöglichkeiten sowie frischer Kleidung.

Dank zahlreicher Unterstützer*innen, darunter die Kirchengemeinde, die Stadt Ingelheim, der Kreis Mainz-Bingen, der Lions Club und der Zonta-Club, konnte die Kaffeestubb beständig weiterentwickelt werden. Besonders hervorgehoben werden muss das Engagement von Ulrike von Baumbach, die für eine kontinuierliche Versorgung mit Speisen sorgt. Ein Höhepunkt ist jedes Jahr die festliche Weihnachtsfeier, die für die Wohnungslosen und die Ehrenamtlichen ein besonderes Ereignis darstellt.

Ein weiterer Dank gilt den Tierhelfern Ingelheim e.V., die regelmäßig Futter und Ausrüstung für die Tiere der Wohnungslosen bereitstellen. Der Erfolg der „Kaffeestubb“ wäre jedoch ohne das tatkräftige Team, bestehend aus Hannelore Immerheiser, Kerstin Schweikard, Anneliese Haas, Karin Platten-Heller, Doris Wagner, Werner Külzer und Klaus Anthes, nicht möglich. Ihr unermüdlicher Einsatz macht diese Einrichtung zu einer wichtigen Anlaufstelle für Hilfsbedürftige in Ingelheim.